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Was ist die Geisterstunde? Ein Betroffener berichtet

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Der betreffende Pater hatte mich mehrmals auf die von ihm gepachtete Alm in St. Gallen gelockt und mich dann durch wilde Ohrfeigen, die fast zur Ohnmacht führten, zu sexuellen Handlungen gezwungen. Ich musste ihm mehrere Male beim Onanieren helfen und wurde dabei auch immer wieder geohrfeigt, da ich nach seinen Angaben kein guter Gehilfe dabei war. Ich denke, dass ich damals als Kind noch gar nicht selbst geschlechtsreif gewesen bin. Zu den sexuellen Übergriffen zählte auch, dass ich mich ausziehen und hinknien musste, um dem Pfarrer das Berühren meiner Geschlechtsteile zu ermöglichen. Auch in der Kirche, in die er mich nachmittags dirigierte, wurde ich im Beichtstuhl immer ausgiebig befragt über die sozialen Umstände zu Hause und ob ich mir mein Zipferl ordentlich gewaschen habe usw. Nach der „Beichte“ musste ich mit dem Pfarrer ins Pfarrhaus, wo es erneut zu sexuellen Übergriffen kam. Meine eigentliche psychische Krise zu diesen Missbrauchsvorfällen kam aber erst Jahre später, als mir richtig bewusst wurde, was damals geschehen war. Es folgten jahrelange Depressionen mit Suizidgefährdung, heute geht es mir zum Glück besser.

‚Geisterstunde’ – erzwungener Oralsex unter der Kutte
Ein weiteres Missbrauchsopfer aus meiner Gemeinde erzählte mir, er musste sich als kleiner Junge oft vor dem Pfarrer niederknien, worauf dieser ihn mit seiner langen Kutte zudeckte und der Junge ihn anschließend oral befriedigen musste. Diese Übergriffe hatte der Pfarrer „Geisterstunde“ genannt! Über Jahre hinweg verging sich der Pfarrer mit den Worten ‚Es ist wieder Geisterstunde’ an ihm. Unter Tränen erzählte mir der heute 40jährige, dass er damals unglaubliche Angst hatte, unter der Kutte und mit dem Glied des Pfarrers im Mund zu ersticken.
Ein taubstummer Junge, der auf der Alm Zeit mit dem Pfarrer aus unserer Gemeinde verbringen musste, hatte mir ebenfalls grässliche Geschichten über solche Übergriffe aufgeschrieben. Aus diesen wenigen Details ist das Ausmaß der Tragödie zu erahnen, das sich allein in dieser einen Gemeinde mit unzähligen Kindern als Opfer abgespielt hat.