Überarbeitete Version eines Beitrages zum Programm der Uraufführung des Dramas „Die Beichte“ von Felix Mitterer in Wien
„Die von einem Kleriker begangene Straftat gegen das sechste Gebot des Dekalogs mit einem noch nicht 18jährigen minderjährigen Menschen“ – so definiert man im Vatikan sexuellen Kindesmissbrauch. Das ist eine schamhafte verbale Verbrämung, ein Versuch, den peinlichen Sachverhalt nicht beim Namen nennen zu müssen. Die Wörter „sexuell“ kommen nicht vor, „Analverkehr“ nicht und „Oralverkehr“, „Schmerzen“ und „Scham“.
Das ist aber nicht alles – diese Umschreibung stellt vor allem unmissverständlich klar, wie römisch-katholische Geistlichkeit ein solches Verbrechen primär versteht: die Straftat richtet sich nicht gegen den minderjährigen Menschen, seine sexuelle Integrität oder Autonomie, sondern gegen das Gebot über den Ehebruch. Und es wird nicht an ihm begangen, sondern mit ihm.
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