Wenn der Bischof hilfreich zuschlägt…
Wie sieht es aus, wenn in Österreich ein römisch-katholischer Bischof seine Scham und Reue zeigt? Wir wissen es seit gestern!
Kaum beschwor der Brückenbauer aus Rom in seinem Hirtenbrief an die Irische Republik zum Thema der sexuellen Übergriffe noch, wie sehr eine ehrliche Scham über Gewalt durch römisch-katholische Geistliche die Kirche durchziehe und wahrhafte Reue das Programm der nächsten Tage sei.
Da gibt uns zeitgleich der Oberhirte aus Feldkirch Einblick in sein einfacheres, aber auch ehrlicher gestricktes, pädagogisches Seelenleben und beweist, wie viel davon zu halten ist, wenn Bischöfe Reue ankündigen…
Wir schreiben das Jahr 2010. Es ist kaum ein Paar Monate her, da feierte die Republik am 13.11.2009 und mit ihr die zuständige Staatssekretärin Christine Marek (ÖVP) 20 Jahre Gewaltverbot in Österreich. Sie erklärte, dass jegliche Form von Gewaltanwendung gegenüber Kindern inakzeptabel sei.
„Die Anwendung von Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leides sind unzulässig“ steht geschrieben – nicht in irgendeiner reformpädagogischen Streitschrift, sondern seit 1989 im Bürgerlichen Gesetzbuch der Republik Österreich. Für die einfacheren Gemüter: „Kinder Schlagen ist verboten! Punkt!“
Man könnte glauben, nach einem Fünfteljahrhundert Gewaltverbot gegen Kinder herrsche eine gesellschaftliche Übereinkunft darüber, dass die „gesunde Watsch’n“ nichts anderes ist als ein barbarisches Mittel, Kinder zu erniedrigen und zu demütigen. Man wünschte sich, dass man nicht mehr das Selbstverständliche argumentieren müsse: „Es tut den Kleinen weh! Es bring ihnen nichts bei, außer dass Gewalt zur Durchsetzung eigener Interessen legitim sei! Und: Ohrfeigen macht Kinder kaputt!“
Und dem Erwachsenen, der ernsthaft glaubt, es sei „hilfreich“ einem wehrlosen, kleinen Kind die Hand mit dem Bischofs-Schlagring ins Gesicht zu schmettern, dem sei gesagt: Das Schlagen eines Kindes ist eine jämmerliche, hilflose Bankrotterklärung eines solchen
Erwachsenen! Er beweist nicht seine Überlegenheit, sondern lediglich, dass er sich nicht mit Mitteln der Zivilisation, Vernunft und Empathie einem Kind begreiflich machen kann!
An anderer Stelle habe ich formuliert: „Wer ein Kind schlägt, beweist nicht seine Stärke, sondern lediglich, dass er sich nicht im Griff hat.1“ Sogar in Pressekonferenzen?
Bis zum 23. März dachten wir, dass der Verzicht auf Gewalt gegen Kinder etwas ist, auf das sich alle fühlenden und denkenden Menschen im zivilisierten Mitteleuropa geeinigt hätten. Dass auch das Christentum etwas damit zu tun hatte, dass sich diese Idee der Gewaltfreiheit örtlich durchgesetzt hat – so dachten wir – das wäre auch römisch-katholischen Würdenträgern bekannt.
Seit der Pressekonferenz des Herrn Fischer sind wir allerdings eines anderen belehrt! Er erklärte uns quasi beim Zusammenpacken, unverhohlen lachend und in beiläufig daher kommender Petitesse, dass Kinderschlagen, dass – wie er es bagatellisierte – „solche Aktionen“ sogar hilfreich sein könnte für „ junge Menschen“.
Das ist sie also, die römisch-katholische Reue, die man uns angekündigt hat! Fassen wir Elmar Fischers Worte zusammen: „Das Erste, was ich sagen will: Die gegen mich erhobenen Vorwürfe sind alle nicht wahr! Das Zweite, was ich sagen will: Irgendwann könnte mir schon mal so etwas Ähnliches vielleicht doch passiert sein! Das Dritte, was ich sagen will: Und eigentlich ist es eh okay, wenn man Gewalt gegen Kinder als Erziehungsmittel einsetzt.“
Fassen wir psychologisch und juristisch zusammen: „Wer Gewalt gegen Kinder legitimiert, der stellt sich jenseits von Gesetz und Zivilisation“!
Dachte die eine oder der andere womöglich bisher noch, die Prügelpädagogik der Katholiken beschränke sich auf die 50-er und 60-er-Jahre?
Ab jetzt sind wir sensibel dafür, dass unsere Kinder auch heute noch „hilfreich“ in katholischer Obhut geohrfeigt werden dürfen!
Dank derart reumütiger Bekenntnisse kann jede Mutter und jeder Vater nun selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder guten Gewissens in die Obhut katholischer Schulen, Internate und Kindergärten geben werden.