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Täter-Beauftragte nicht Opfer-Beauftragte

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Kirchen-Opfer lehnen Schönborns Klasnic-Kommission geschlossen ab

(1.4.10 PUR) Noch vor ihrem Start wird ihr bereits die Legitimität entzogen: Der neuen Klasnic-Kommission, die Kirchen-Opfern helfen soll. Sie wird von Betroffenen als sinnlos abgelehnt. „Sie ist von der Kirche beauftragt, bezahlt und gelenkt und ihre Leiterin ist kirchennah. Was soll also dabei herauskommen?“ fragt die „Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt“. Michael Tfirst von SNAP Österreich (Ableger einer amerikanischen Betroffenen-Vereinigung), schließt sich diesen Zweifeln an. „Klasnic ist eine Täter-Beauftragte, nicht eine Opfer-Beauftragte“ bringt es Sepp Rothwangel, Leiter einer weiteren Betroffenen-Gruppe auf den Punkt. Die in Gründung befindlichen Opfer-Vereine werfen Waltraud Klasnic, der von Christoph Schönborn als Leiterin bestellten „Kommission zur Aufarbeitung kirchlicher Gewalt“, zu große Kirchennähe vor.

Bestellung Klasnics offenbart Parteilichkeit der Kommission
Mit der Berufung von Ex-ÖVP-Politikerin Klasnic ist von der Kommission wenig Wille zur Aufklärung zu erwarten: Die Frau-Altlandeshauptmann der Steiermark hat den Vorsitz der „Freunde des Grazer Priesterseminars“ inne und sie hat auch – wie jetzt bekannt wurde- einen Fall sexueller Belästigung in ihrer Amtszeit in der steiermärkischen Landesregierung verschleierte (Der Landesbeamte wurde versetzt, war also weiterhin aktiv und wurde rechtlich nicht verfolgt, Tageszeitung Standard, 30.3.10). Auch in der Causa Herberstein, wo es angeblich zu Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Landesmitteln gekommen ist, hat Klasnic wenig Gespür für Aufklärung und Transparenz gezeigt, weshalb sie abgewählt wurde. Insgesamt ist kaum nachvollziehbar, welche Qualifikationen die kirchenverbundene Klasnic für die Aufgabe prädestinieren, den größten Missbrauchsskandal der zweiten Republik lückenlos aufzuklären.

Kirchliche Einstellung zum Thema Sexualität endlich an die Realität anpassen
„Die Opfer-Interessensvertretung kann nur von einer unabhängigen und kompetenten Persönlichkeit in Kooperation mit den Betroffenen selbst glaubwürdig wahrgenommen werden“, meint die „Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt“. Die Vereinigung regt daher eine neue Aufgabenstellung der von Schönborn eingesetzten Kommission an: Diese sollte kircheninterne in der Prävention von sexuellem Missbrauch aktiv werden. Ein erster Schritt in diese Richtung könnte eine Anpassung der röm.-katholischen Sexualmoral an die Realität und vor allem an die Bedürfnisse der sexuell aktiven Menschen sein. Stichwort: Diskriminierung von Frauen, der Pflichtzölibat, negative Einstellung der Kirche zur Sexualität im Allgemeinen und zu Verhütungsmitteln im Besonderen – lauter Prinzipien, die menschliche Grundbedürfnisse missachten und krankhaft veranlagte Menschen anziehen und abnormem Sexualverhalten kirchlicher Würdenträger Tür und Tor öffnen. Verdient machen könnte sich die von Kardinal Schönborn eingesetzte Kommission auch, wenn es um die Trockenlegung der kircheninternen Vertuschungs- und Begünstigungsmechanismen geht. Etwa die päpstliche Anordnung aus dem Jahr 2001, derartige Vorfälle geheim zu halten und sämtliche Unterlagen in den Vatikan zu schicken.