betroffen.at

Gerichtspsychiater Hofmann: “Kinder können mit pädophilen Übergriffen gut umgehen”

in Pressemeldungen, Prozesse

Befangenheitsantrag gegen umstrittenen Gerichtspsychiater im Admonter Missbrauchsprozess abgelehnt. Am Montag ist Prozessfortsetzung im LG Leoben.

Wien (OTS) – Der 2013 begonnene Zivilprozess rund um das Stift Admont geht weiter. Zur Erinnerung: Ein Opfer klagte im Zivilverfahren zwei Padres. Diese hätten an ihm im Stift Admont in den siebziger Jahren unfassbare sexuelle und psychische Grausamkeit ausgeübt. Darunter schwere körperliche Gewalt und rituelle Vergewaltigungen durch beide Padres gleichzeitig. Ein Strafverfahren gegen die beiden Padres wurde wegen Verjährung eingestellt (für sie gilt die Unschuldsvermutung).

Ferngutachter im Auftrag von Beschuldigten

Das vom Gericht in Auftrag gegebene Gutachten wendet sich gegen die Verjährungshemmung, doch der Anwalt des Opfers bezweifelt die Objektivität und Befähigung des Gutachters Peter Hofmann. Denn der Psychiater sei wiederholt durch sonderbare Diagnosen zugunsten von Beschuldigten aufgefallen. So erstellte er auch im Falle des – mittlerweile verurteilten – steirischen Arztes Dr. L, der seine Kinder jahrelang gequält hat, ein sogenanntes Privatgutachten und attestierte den Opfern eine Borderlinestörung, ohne sie je untersucht oder auch nur gesehen zu haben. Einmal hat er für ein mutmaßliches Missbrauchsopfer des damaligen Missio-Chefs ein Ferngutachten erstellt (auch hier hatte er das Opfer nie gesehen). Auch damals das Ergebnis: Das Opfer leide an einer Borderline-Störung und der Missio-Chef sei zu Unrecht beschuldigt. https://www.youtube.com/watch?v=lxkzgmGM-2k&t=17s (Für den damaligen Missio-Chef gilt die Unschuldsvermutung).

Gutachter: “Pädophile Handlungen oft nur Berührungen ”

Ein Andermal bagatellisierte er im Rahmen eines Symposiums sexuelle Gewalt: Bei einem Kongress des „Instituts für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie“ (RPP) in Graz diskutierte Hofmann unter anderem mit dem damaligen Salzburger Weihbischof Andreas Laun über „Kirche und Pädophilie“. Dabei fielen erstaunliche Aussagen: Heute gebe es in der öffentlichen Meinung die Tendenz, zu meinen, alle Opfer von Pädophilen seien „schwerstens traumatisiert“, führte der Psychiater damals aus. Hoffmann: „Das ist nicht der Fall. Pädophile Handlungen bleiben oft auf Ebene der Berührung“. Untersuchungen würden zeigen: „Die Hälfte der betroffenen Kinder kann mit pädophilen Übergriffen gut umgehen. Sie ordnen sie in ihre Biographie ein und bekommen keine posttraumatische Belastungsstörung.“

Gutachten hilft Tätern und Stift

Im Falle des Stift Admont hat das Opfer den Gutachter abgelehnt. Er sei sehr krichennah und auch Opus Dei Mitglied, was Hoffmann abstritt. Das steirische Gericht hat keine Befangenheit erkennen wollen und den Antrag abgelehnt, obwohl nach ständiger Judikatur schon der bloße Anschein einer Befangenheit ausgereicht hätte. Wenig überraschend kam Hofmann nun in seinem Gutachten zum Schluss, dass das Opfer nicht so eingeschränkt gewesen wäre, dass eine Verjährungshemmung dadurch eingetreten wäre – entgegen der Ergebnisse mehrerer Privatgutachten. Dadurch wäre die Forderungen verjährt, dies obwohl die Täter schon geständig waren. “Es ist skandalös, dass ein Gutachter, der gerne bei kirchlichen Veranstaltungen auftritt und Pädophilie derart verharmlost, nicht abberufen wird. Die offenbare Verfilzung von Gutachter, Justiz und Kirche ist erschreckend”, sagt dazu Sepp Rothwangl, Obmann der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt.

Spannend wird es am Freitag den 24.9.21, denn da werden die beiden beklagten Padres einvernommen.