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Missbrauch in Mehrerau: Wenn Klöster mauern

in Medienberichte

Mutter Kirche beweist im Umgang mit straffällig gewordenen Söhnen Langmut. Nach Missbrauch ist in Klöstern Versetzungspolitik und Intransparenz üblich, wie zwei Fälle aus der Abtei Mehrerau zeigen.
Über Fragen des Daseins lange nachzudenken, ist eine der Aufgaben von Kirchenmännern. Die Frage, wann und wie lange ein wegen Missbrauchs verurteilter Priester suspendiert wurde, scheint zu den ganz kniffligen zu gehören. Kassian Lauterer, Altabt der Bregenzer Abtei Mehrerau, brauchte zur Beantwortung neun Tage. Am 19. März teilte er den Medien mit, er habe „Pater J.“ 1982, nachdem er von den Eltern eines missbrauchten Schülers informiert worden war, „sofort aus dem Schuldienst entfernt, als Priester suspendiert und versetzt“. Wie lange die Suspension dauerte, wollte er nicht sagen.
Am 28. März ließ Lauterer dem Standard über Sprecher Harald Schiffl ausrichten: „Die Suspendierung wurde im Herbst 1982 mit ausdrücklicher Genehmigung des Bischofs von Innsbruck aufgehoben.“ In der Diözese Innsbruck sind jedoch keine Daten dazu auffindbar. Pressesprecher Michael Gstaltmeyr: „Wir wissen nur, dass der Pater am 1.9.1982 in Sautens als Priester angefangen hat und am 10.3.2010 suspendiert wurde. Über Gerichtsverfahren vor 2010 wurde die Diözese nicht informiert.“


Versetzung in „zufällig freie Pfarre“ statt Suspendierung

Emeran B., im Kloster „Bruder Johannes“, wurde während der Osterferien des Jahres 1982 von Bregenz ins Stift Stams/Tirol versetzt. „Die Mehrerauer haben uns gefragt, ob eine Pfarre frei wäre“, sagt Prior Heinrich Ofner. „In Sautens war zufällig eine frei.“ Von einer Suspendierung sei keine Rede gewesen, „dann hätte er ja gar keine Pfarre übernehmen können“. Emeran B. blieb bis 2010 Priester im Ötztal.
B. wurde bereits 1967 einschlägig verurteilt, 1982 wurde ein weiterer Missbrauchsfall bekannt, 2004 wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verjährung eingestellt. Zurzeit läuft gegen das Kloster ein Schadenersatzprozess, den ein Opfer des Paters angestrengt hat. Der Aufenthaltsort von B. ist unbekannt.

Rom lässt sich Zeit
Gegen einen weiteren Mehrerauer Pater läuft seit 2010 ein Laiisierungsverfahren. Aber Rom lässt sich mit dem Rausschmiss von Christian H. Zeit. Als Priester hatte er 2001 in Innsbruck einen Nachhilfeschüler missbraucht. „Einen Burschen aus dem Drogenmilieu“ nannte Abt Anselm van der Linde das Opfer, den 13-jährigen Sohn einer Sakristanin in einem Zeitungsinterview. H. zog nach Linz, warb – auch über das Kirchenblatt -, weitere Nachhilfeschüler, missbrauchte sie, wurde verurteilt, war bis 2010 in Haft. Nun sucht er per Inserat wieder Nachhilfeschüler und über Internet Investoren für sein Projekt „Gasthof Pontifex“.

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