steiermark.orf.at, 30.7.2012
Mindestens sechs Priester, die durch Missbrauchsvorwürfe belastet sind, sollen noch im Amt sein. Die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt wirft der Diözese Graz-Seckau vor, versprochene Konsequenzen nicht durchgesetzt zu haben. Die Diözese droht mit einer Klage.
Von sechs bis sieben Personen spricht die Plattform, die in der Steiermark trotz protokollierter Missbrauchsvorwürfe nach wie vor kirchliche Ämter ausüben würden: Im Einflussbereich des obersteirischen Stiftes Admont drei Ordensleute, sowie jeweils einzelne Würdenträger in den Bezirken Hartberg, Deutschlandsberg, Bruck und Weiz.
„Pädo-Priester mit Jobgarantie in Steiermark“
Vor knapp zwei Monaten schickte die Plattform auf ausdrücklichen Wunsch der Diözese Graz-Seckau eine Liste mit den Namen der mutmaßlichen Pädophilen – mehr dazu in Plattform: Liste pädophiler Priester erstellt (4.6.2012). Die Antwort, die seit Ende vergangener Woche schriftlich vorliegt, sei mehr als unzufriedenstellend, passiert sei nämlich gar nichts, sagt der Sprecher der Plattform, Sepp Rothwangl. Die Beschuldigten würden nach wie vor ihren Aufgaben nachgehen: „Ich kann dazu nur sagen, scheinbar haben bei Bischof Kapellari Pädo-Priester eine Jobgarantie in der Steiermark.“
Diözese droht Plattform mit Klage
Besonders bedenklich sei das Festhalten an den drei beschuldigten Ordensleuten des Stiftes Admont, meint Rothwangl. Betroffene hätten ja von quasi rituellen Vergewaltigungen durch die Ordensmänner berichtet. Anstatt zu agieren und Konsequenzen zu setzen, habe sich die Diözese in ihrem Antwortschreiben sogar rechtliche Konsequenzen gegen die Plattform vorbehalten, so Rothwangl: „Wir wurden aufgefordert von den Bischöfen, Namen der Täter bekannt zu geben. Wir haben diese auch nicht veröffentlicht, sondern direkt an die Bischöfe weitergeleitet und nun droht man uns also rechtliche Schritte an.“
Die Klagsdrohung wird auch auf Nachfrage vom Bischofsvikar Helmut Burkard bestätigt, weil Persönlichkeitsrechte trotz erhobener Beschuldigungen gewahrt bleiben müssten, so Burkard. Außerdem seien einige, der von der Plattform angeführten Personen, längst nicht mehr im Amt. Wie viele trotz der Vorwürfe noch immer in der Steiermark tätig sind, konnte er nicht sagen.