Von Holger Eich
Die gute Nachricht zuerst: Der Mixa geht ab. Jener Augsburger Bischof, dem vorgeworfen wurde, Kinder geprügelt zu haben, und der auf diesen Vorwurf so reagierte, dass er den Opfern Klagen androhte. Derselbe Bischof, der vermutlich seinen Bischofsring aus Spendengelder für ein Waisenhaus bezahlen ließ – er ist nicht mehr haltbar. Nachdem einige deutsche Bischöfe ihm zur inneren Einkehr rieten, bat er nun den Papst um seinen Rücktritt. Spät, aber doch!
Die Österreichische Ausgabe dieser Art „Watschen-Bischof“, Elmar Fischer aus Vorarlberg, indes harrt wacker in seinem Amt aus. Dabei wäre doch auch für ihn die Zeit reif.
Freilich, man könnte sagen: Er sei einfach ein schlechter Verlierer – weil er einem Kind, das ihn beim Fußballspiel foulte, die Rippen gebrochen haben soll. Und freilich könnte man ihm zustimmen, dass – wie er selbst postulierte – die eine oder andere Ohrfeige auch schon mal ganz „hilfreich“ sein. Man könnte allerdings auch sagen, hier hat einer seine Impulse nicht im Griff und schrammt an der Diagnose zur antisozialen Persönlichkeit nur knapp vorbei. Aber man wird so etwas nicht sagen, weil rein menschenrechtlich natürlich erst mal von Fischers Unschuld auszugehen ist. Selbst bei einem Hirten genau jener Religion, bei der für die Schafe jedenfalls erst mal die Schuldvermutung gilt – aufgrund der Erbsünde.
Doch die Katholische Kirche könnte den Schwarzen Hirten (wenn schon nicht aus Einsicht, so doch auch aus Image-Gründen) opfern. Sie wäre gut beraten. Früher oder später wird der Vorarlberger Bischof seinem Augsburger Mitbruder in den „wohl verdienten“ Ruhestand folgen.
Wie auch immer: der Rücktritt Mixas ist ein Meilenstein für Betroffene kirchlicher Gewalt – erstmals musste einer der Schwarzen Hirten gehen, weil er der schwarzen Pädagogik frönte. Erstmals wird eingestanden, dass nicht ausschließlich sexueller Missbrauch Grund für die berechtigte Scham der römisch-katholischen Kirche ist, sondern dass auch KirchenmitarbeiterInnen, die „nur“ geschlagen haben und diese Art von „Erziehung“ rechtfertigten, ihren Hut nehmen müssen.
Das ist nicht unmaßgeblich. Denn ein Großteil der Anrufer bei unserer unabhängigen Hotline Opfer kirchlicher Gewalt beschreibt, dass in kirchlichen Schulen, Internaten und Heimen geprügelt worden ist, dass Misshandlungen an der Tagesordnung waren.
Figuren wie der Salzburger Weihbischof Laun erklärten uns noch vor ein Paar Tagen, dass das Austeilen von Watschen und hier und da mal ein Klaps auf den Popo halt gang und gebe waren – vor 20, 30 Jahren.
Das mag für die Institutionen seiner Kirche und deren Erziehungskonzepte gelten, aber wahr wird es daher trotzdem nicht. Ist nicht eher die folgende These wahr?
Dass die römisch-katholische Kirche Gewalt gegen Kinder legitimierte? Verbirgt sich hinter den Predigten der Nächstenliebe vielleicht doch der Lob der Hiebe?
Doch dazu morgen mehr…